Gedanken zum Palmsonntag

 

Liebe Pfarrgemeinden!

 

am Palmsonntag feiern die Christen den Einzug Jesu in Jerusalem. Hier erzähle ich euch nichts Neues. Das Neue Testament berichtet: Jesus ritt auf einem Esel durch das Stadttor, seine Anhänger bejubelten ihn und breiteten Palmzweige auf der Straße aus. Hosanna dem Sohne Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!

Der Einzug Jesu in Jerusalem ist ein freudiges Ereignis, ein freudiges Fest, das mit vielen Bräuchen verbunden ist. Am Palmsonntag werden Palmbuschen, Palmsträuße und Palmlatten gesegnet.

 

Was für eine Bedeutung haben aber diese Palmzweige? Die Palmlatten mit den Palmbuschen stehen für Sieg und Huldigung. Wir bezeugen damit, dass Jesus tatsächlich der König der Welt ist. Nicht in menschlichem Sinne. Er ist nicht König, wie die Herrscher dieser Welt. Er ist der dienende König. Er verzichtet auf die Herrlichkeit, er legt den Mantel der göttlichen Herrlichkeit ab und wird ein Mensch. Er wird einer von uns, damit wir wieder die Würde der Gotteskindschaft zurückbekommen.

 

Und wieder müssen wir uns fragen: Was bedeutet, die Würde der Gotteskindschaft zurückbekommen? Der Mensch hat sich von Gott entfernt und das hat er allein gemacht, sagen wir so, im Alleingang. Und er hat angefangen, gegenüber dem lieben Gott und der ganzen Welt misstrauisch zu werden. Er hat das Vertrauen verloren. Und so hat er angefangen, allen die Schuld zu geben, allen, nur sich selber nicht. Können wir uns vielleicht in dieser Aussage wiederfinden? Und aus diesem Karussell der Schuldzuweisungen, aus dieser Spirale des Bösen, schaffte es der Mensch nicht mehr alleine, herauszukommen. Er schaffte es nicht mehr im Alleingang. Deshalb ist Jesus zu uns gekommen, und deshalb wollen wir ihn am Palmsonntag durch unsere Palmlatten ehren und huldigen: Er ist der König der Welt, und wir alle sind Schwestern und Brüder dieses göttlichen Königs, also wir alle sind Prinzessinnen und Prinzen. Indem wir Jesus huldigen, ehren wir uns eigentlich selbst.

 

Liebe Pfarrgemeinden, am Palmsonntag denken wir aber auch an die Palmzweige, die wir hinter das Kreuz stecken. Die Palmbuschen, die Palmzweige werden nach der Weihe nicht entsorgt, sondern sie werden im Haus aufbewahrt, an einer besonderen Stelle, im Herrgottswinkel, sagen wir in Tirol. Sie werden ganz schön hinter das Kreuz gesteckt. Ich habe mich öfters gefragt: Warum gerade beim Kreuz? Ja, die Palmzeige sind das Symbol des Sieges und der Huldigung. Sie deuten auf das Kreuz hin. Das Kreuz ist für uns Christen auch ein Zeichen des Sieges. Das ist unsere Fahne. Das Kreuz ist unser Siegeszeichen, so wir in einem Kirchenlied in der Fastenzeit singen: „Heiliges Kreuz, du Siegeszeichen, / selig, wer auf dich vertraut, / sicher wird sein Ziel erreichen, / wer auf dich im Leben schaut“, wer auf dich im Leben baut.

 

Ja, deshalb passen die Palmzweige so gut zum Kreuz hin. Wir schauen auf das Kreuz. Mit dem Kreuz rühmen wir uns, wie der heilige Paulus im Galaterbrief sagt. Wir Christinnen und Christen verstecken das Kreuz nicht. Wir schämen uns nicht, dass wir z.B. eine Kreuzkette tragen. Wir schämen uns nicht das Kreuzzeichen zu machen. Schade, dass es aber immer noch viele Christen gibt, die sich für das Kreuz schämen. Ich denke an die Politikerinnen und Politiker, die immer noch über das Kreuz in den öffentlichen Gebäuden debattieren. Ich denke auch an Krankenhäuser, wo man komplett auf die Kreuze in den Zimmern verzichtet hat, unter dem Motto, wir wollen, dass sich die Patienten wohlfühlen, dass jeder gleich behandelt wird, dass wir die religiösen Gefühle nicht verletzen, dass wir keine Religion diskriminieren.

 

Die Palmzweige und das Kreuz: Symbol des Sieges und der Huldigung. Ja, vielleicht auch ein Symbol der Freude und des Leides. Freud und Leid. Sie sind so eng miteinander verbunden. Und doch wissen wir, dass das Leid letztendlich in die Auferstehung mündet. Die Auferstehung ist unsere Freude, sagte einmal der hl. Augustinus.

 

Vielleicht sehen wir in den Palmzweigen, die das Kreuz schmücken, auch die Stimmen der Leute, die so wechselhaft sind. Am Palmsonntag haben sie Christus gehuldigt, „Hosanna dem Sohne Davids“, einige Tage später, am Karfreitag, „Kreuzige ihn!“ „Kreuzige ihn!“ So wechselhaft ist der Mensch, so instabil. Solange es uns gut geht, solange wir Ansehen genießen, vielleicht auch irgendwelche Vorteile haben, dann bleibt auch eine Freundschaft erhalten. Nach einigen Tagen, wenn die Leute nicht mehr nach unserer Pfeife tanzen, dann beginnen wir, zu rebellieren. Die Vorwürfe sind gleich da. Die Anschuldigungen werden lauter. Und wir stehen da und meinen, wir sind im Recht.

 

Die Palmzweige am Kreuz sollen uns auch an den Aschermittwoch erinnern, denn die Asche, die auf unsere Häupter gelegt wird, stammt aus diesem Holz. Sie erinnert uns an die Vergänglichkeit. Nichts wird bestehen. Alles vergeht. Was bleibt ist nur eines: die Liebe zu Jesus und die Liebe zueinander. Ja, nur sie zählt. Nur sie bleibt im Gedächtnis Gottes. Wenn wir wollen, dass Gott uns nicht vergisst, dann halten wir uns an diese Liebe. Sie ist das Einzige, das kein Ablaufdatum hat.

 

Die gesegneten Palmzweige mögen Segen und Schutz in unsere Häuser bringen und die bevorstehende Karwoche möge uns helfen, uns gut auf Ostern vorzubereiten.

 

Pfarrer Ioan

 

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